Auf der Suche nach Alpakas und Panflöten

Früh morgens kommen wir am Flughafen in Lima an, schnappen uns unsere Rucksäcke und gehen durch die Schiebetür ins Terminal, wo jede Menge erwartungsvolle Gesichter sehnsüchtig darauf warten, dass Freunde, Familie oder Partner erscheinen und sie sich endlich in die Arme fallen können. Wir sind jedoch auf der Suche nach einem anderen Gesicht, und zwar das der Frau am Informationsschalter. Sie empfängt uns fast genauso warm wie die Leute aus dem Terminal ihre Erwarteten, und kann uns auch sogleich Auskunft geben.

Es ist uns nämlich zu Ohren gekommen, dass es direkt hier im Flughafen eine Arztpraxis gibt, in der man sich gegen Gelbfieber impfen lassen kann. Das ist zwar nicht zwangsweise nötig und in Peru auch nur für das Amazonasgebiet geraten (in das wir nicht gehen werden), aber besser haben als nicht haben, und die Impfung ist ein Leben lang wirksam, also quasi ein Long Term Investment.

Die Spritze hat sich auch richtig gelohnt, ich lag nämlich die nächsten zwei Tage erstmal komplett flach…demnach war das für mich nicht so die Lima-Erfahrung…

Vielleicht sollten die zwei Tage Bettruhe auch ein Vorgeschmack sein auf dass, was uns diesseits der Anden erwarten würde. Ich war um ehrlich zu sein nur mäßig begeistert von den ersten 3 oder 4 Stops in Peru, deswegen möchte ich die Erzählungen hierüber auch kurz halten.

Es lag weniger an den Orten bzw. Aktivitäten an sich oder gar an den Peruanern, als vielmehr daran, wie dieser Teil Peru’s touristisch strukturiert ist und wie man ihn als Reisender erlebt.

Kleiner Einschub: Bis jetzt war es in jedem Land so, dass es eine oder zwei “Backpackerrouten” gab, die Orte von besonderem landschaftlichen, kulturellen oder anderweitigem Interesse sinnvoll miteinander verbunden hat. Ergo sind die meisten Reisenden auf ebenjenen Routen unterwegs und machen oftmals mehr oder minder das Gleiche, mit Variationen dem persönlichen Interesse entsprechend. Ich möchte das nicht schlechtmachen, nur als Information mitgeben, weil sonst der folgende Teil vielleicht nicht jedem verständlich ist. Die Orte sind hochfrequentiert und touristisch gut erschlossen, mit allen positiven und negativen Folgen, die sich daraus ergeben. So findet man dort wohl nur schwer das “authentische Peru/Guatemala/Mexiko”, dafür gibt es Hostels, Leute die mehr oder weniger Englisch sprechen und Aktivitäten, sowie natürlich die Backpackerszene.

Unser erster Stop nach Lima war Paracas, ein kleiner Ort südlich der Hauptstadt, und quasi mitten in der Wüste. Peru’s Küste zwischen Pazifik und den Anden ist wirklich unglaublich trocken, was mir ehrlich gesagt so nicht bewusst war. Die Farbe Grün sucht man hier vergeblich, und nach einer Suche mit der Suchmaschine meines Vertrauens bin ich schlauer als zuvor: der Küstenstreifen mündet südlich, im Norden Chile’s, in die Atacama-Wüste, den trockensten Ort der Welt, auch bekannt als mein Mund am Morgen nach einer durchzechten Nacht.

Die faulen Seelöwen lassen sich die Sonne auf den Pelz scheinen

In Paracas gibt es an sich nichts außer einer Straße, ein paar Hostels und einen Bootsanleger, von dem die Touren zu den vorgelagerten Inseln starten, auf denen Vögel, Seelöwen und Pinguine hausen. Hier tritt mein Problem mit diesem Teil des Landes zum ersten Mal in Erscheinung, denn wir haben 2 Nächte gebucht, sind allerdings schon nach 4 Stunden mit dem Programm durch und haben alles gesehen…

So soll dies das dominante Thema auch der nächsten Orte auf der “Backpackerroute” sein, namentlich dass sie sehr mono-kausal, also nur für einen Zweck bestimmt, sind.

In Huacachina, einer Wüstenoase, ist es das Sandboarden, in Nazca sind es die Nazca-Linien, welche man in einem Flugzeug überfliegen kann, in Arequipa das Trekking im Colca Canyon und in Cuzco ist es Macchu Pichu bzw. die Rainbow Mountains. Versteht mich nicht falsch, nichts davon ist unbedingt schlecht, ich hatte Spaß beim Sandboarden und Macchu Pichu war in live der Wahnsinn, nur ist meine Kritik, dass man ohne Intention, genau diese Sachen zu machen, eigentlich nicht dorthin reisen braucht, mit Ausnahme von Cuzco vielleicht. Weil uns die Nazca-Linien nicht sonderlich interessiert hatten und uns der Flug auch zu teuer war, gab es für uns wirklich absolut nichts zu tun in Nazca und wir konnten es getrost links liegen lassen. So etwas passiert einem in Mexiko City oder New York nicht.

Endlich wieder gutes Bier in Huacachina!

So, jetzt aber genug der Kritik, ich glaube ich habe meinen Punkt ausreichend illustriert und will nun auch die schönen Erlebnisse dieses unglaublich vielseitigen Landes erzählen, von denen es auch nicht wenige gab!

Zuerst komme ich nochmal auf Huacachina zurück, denn dort haben wir tatsächlich das australische Pärchen wiedergetroffen, das wir zuletzt auf Kuba gesehen haben, also 2 Monate zuvor! Wir sind uns einfach so auf der Straße über den Weg gelaufen, ohne Absprache, und konnten es alle kaum glauben! Darauf mussten wir natürlich erstmal anstoßen und verbrachten einen lustigen Abend an der Oase zusammen.

Wahrscheinlich mein Highlight aus ganz Peru war nicht Macchu Pichu selbst, sondern die Fahrt dorthin. Die Ruinen sind unglaublich, wenn man oben steht und sie mit den eigenen Augen sieht, allerdings hat ja jeder dieses eine Macchu Pichu Bild schon tausendmal gesehen, und so wusste man ungefähr was einen erwartet. Als ich im Busterminal das Ticket für 15 Soles (~4€) gekauft habe, hatte ich jedoch keine Ahnung, was für eine atemberaubende Fahrt einmal quer durch die Anden mich erwarten würde. Das machte die ganze Sache um so intensiver. Der Bus schraubte sich über etliche Serpentinen und vorbei an Bergdörfern und Alpakaherden bis auf 4000m hoch auf einen Andenpass, um die genauso kurvenreiche andere Seite wieder herunterzurasen. Doch die unglaubliche Aussicht und die wunderschöne Landschaft ließen mir keine Sekunde Zeit, an den Fahrstil zu denken. Ich saß zum Teil wirklich mit offenem Mund am Fenster und hab einfach nur gestaunt..

Leider nicht annährend so gut wie in echt..
Die Anden können schon magisch sein

Diese 6-stündige Fahrt konnte in Preis/Leistung noch nichts überbieten, ganz großes Kino! Zeigt auch mal wieder, dass es eben nicht unbedingt die 200€ für den Flug sein müssen, um unvergessliche Momente zu haben, sondern es auch “nur” eine Busfahrt sein kann. Ich könnte jetzt sagen, die besten Dinge im Leben sind sowieso kostenlos, aber das ist mir zu klischeehaft….

So Ende ich diesen mal etwas anderen Eintrag auf dieser Note und hoffe, er hat euch gefallen! 🙂

Als Nächstes kommt der Grund, wieso dieser hier so lange auf sich warten ließ, es geht für mich nämlich nach Buenos Aires, wo Lea mich über ihren Geburtstag und Weihnachten mit ihrer Anwesenheit beehrt hat und wir (Spoiler!), drei wunderschöne Wochen zusammen verbracht haben.

Noch eins von der Busfahrt
Categories Allgemein

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