Eindrücke einer Insel

1 Stunde Flug + 1 Stunde Zeitverschiebung liegen zwischen Cancun und Havanna, doch abgesehen von dieser physischen Distanz trennen die Beiden doch so einiges mehr. Mit der Einreise nach Kuba öffnet man sinnbildlich ein Tor zu einer anderen, in vielen Teilen längst vergessenen Welt. Die alten Karossen, reminiszent einer Zeit, in der auf Kuba Prostitution und Glücksspiel denjenigen Platz einnahmen, der heute durch Tabak und Rum ersetzt wurde, nämlich den zwei der wichtigsten Wirtschaftszweige, tuckern und röcheln auch heute noch durch die Straßen. Was außerdem geblieben, bzw. wiedergekommen ist, ist der Tourismus, auch wenn es heutzutage bunter gemischt ist was die Herkunftsländer angeht.

Nicht dass man sich täuscht, Kuba ist keineswegs komplett abgeschnitten von der Außenwelt und die Kubaner dürfen auch ausreisen, allerdings haben die Allermeisten nicht genug Geld dafür. Als Tourist wird man schnell als wandelnder Geldsack abgestempelt, nachdem wir gesagt haben, dass wir aus Deutschland kommen, sieht man bei so manchem Kubaner die Geldzeichen in den Augen aufblitzen. Deswegen haben wir uns nach einiger Zeit dazu entschieden, auf die Frage, aus welchem Land wir kommen, mit Polen zu antworten. Vom Aussehen her merkt keiner den Unterschied und den verwirrten kubanischen Gesichtern nach nehmen nicht viele Polen den Weg nach Kuba auf sich.

Generell ist Kuba…langsam. Nie hab ich es erlebt, dass irgendwann auch nur annähernd Hektik ausgebrochen ist oder dass sich Menschen nennenswert bei einer Aktivität beeilt haben. Warten ist ganz integraler Bestandteil der kubanischen Lebensweise. Sei es warten auf den Bus, bei dem keiner weiß wann er kommt oder wo genau er abfährt, oder vor dem Taxi auf Kundschaft wartend mit den Freunden quatschen, oder aber einem der kubanischen Lieblingshobbies nachgehen und vor seinem Haus wahlweise stehend oder sitzend den Tag zu verwarten. Darin sind sich die Kubaner einig, für das, was heute nicht passiert, gibt’s ja immernoch morgen. So ist es auch nichts ungewöhnliches gewesen, dass Imbisse, in denen wir verkehrten, nicht mehr das hatten, was auf der Karte stand, die Karte von Tag zu Tag umschrieben oder uns sagten, wann die nächste Lieferung kommt.

Einmal waren wir Pizza essen, um halb 5, und Henrik war fertig mit seiner, aber noch nicht satt. Kein Problem, dachte er und wollte noch eine bestellen. Daraufhin sagte die Besitzerin “Nein, die Küche ist jetzt geschlossen. Morgen wieder.” Konsequenter Arbeitnehmerschutz, dachten wir uns beide. Bevor jetzt jemand denkt “Was, da ist er auf Kuba und isst Pizza? Wieso probiert er nicht die lokale Küche aus?” Das ist die lokale Küche….für kulinarische Höhenflüge kann ich Kuba wirklich nicht empfehlen, das gängige Essen variiert zwischen Pizza, Reis und Bohnen, oder Hühnchen in allen erdenklichen Variationen. Wenn man Glück hat findet man an der Küste noch Meeresfrüchte, aber sonst war es das auch ziemlich…

Es hört sich vielleicht so an, als würde ich mit Kuba hart ins Gericht gehen und hätte meine Zeit nicht genossen, aber diese Insel hat einen ganz speziellen Platz in meinem Herzen gewonnen: Es sind die Trucks, die dicke schwarze Wolken aus ihren Auspüffen blasen, die Arbeiter, die einem eine frische Kokosnuss aufmachen und schenken, oder die alte kubanische Frau, die einem zum Salsa auffordert, die Kuba zu einer ganz besonderen Erfahrung machen.

Ich möchte hiermit schließen, anbei füge ich noch einige Bilder hinzu, die entweder meiner Meinung nach exemplarisch für Kuba stehen oder echt coole Erlebnisse waren.


Die obligatorische Zigarre (Montecristo) schmeckt mit dem kubanischen Twist, das Mundende in Honig zu tunken, noch besser.
Auf dem Pferderücken über die Tabakplantagen. Es gibt eben ein erstes Mal für alles!
Mantanzas, eine ganze Stadt am Pinseln. Da fragt man sich: Stadtverschönerungsmaßnahmen oder sozialistische Fehlplanung bei der Farbbestellung?
‘Ja ja, das übernimmt die Nachtschicht!’
Meine Gedanken in einem Bild: es wird sich auf der Revolution ausgeruht.
DAS ist Kuba!
Categories Allgemein

1 thought on “Eindrücke einer Insel

  1. Diese „Polenidee“ werde ich 1:1 übernehmen. Danke für den Tipp und diesen kurzweiligen und witzigen Bericht.
    Alles Liebe
    Usch

    Liked by 1 person

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